„Der hab ich´s aber gezeigt“

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Eine junge Mutter erwartete am letzten Schultag voller Vorfreude das Zeugnis ihrer 10jährigen Tochter. Als das junge Mädchen daheim zur Tür reinkam, war es höchst traurig. Sie wischte sich gerade noch ihre letzten Tränen aus dem Gesicht. Als die Mutter fragte, was denn los sei, drückte ihr die Tochter sogleich das Zeugnis in die Hand. Alles höchst erfreuliche Noten, alles Einser und Zweier, außer…. ….in Musik – In Musik eine Vier?

Wie kann das sein? Was ist da passiert? Was hast Du gemacht? Was ist bloß mit dieser Lehrerin los? Was ist das für eine Schule?

Alle möglichen Fragen schossen der Mutter blitzartig durch den Kopf, noch dazu, weil das Mädchen doch sehr musikalisch ist.

Die Tochter wusste laut eigenen Angaben nicht, weshalb sie diese „schlechte“ Note erhalten hatte, worauf ihre Mutter sofort die zuständige Musiklehrerin anrief, um diesbezüglich Klarheit zu erhalten.  Noch am Telefon erwiderte die Pädagogin, dass das junge Mädchen auf den Musiktest eine schlechte Note geschrieben habe. Die Mutter erklärte, dass sie niemals einen Musiktest zu Hause unterschrieben, noch eine Information über den aktuellen Notenstand erhalten habe. Da die Tochter zur Zeit der Rückgabe des Tests krank und daher nicht in der Schule war, hatte die Lehrerin in weiterer Folge die Rückgabe des Tests schlicht vergessen.  Die Mutter beschwerte sich, dass ihre Tochter dadurch keine Möglichkeit erhielt, diese „schlechte“ Note auszubessern.

Auch die Lehrerin war leicht erzürnt und entgegnete, dass die Zeit der Volksschule längst vorbei sei und in den nächsten Jahren müsse sich das Mädchen in der Schule sowieso anstrengen, ansonsten werde sie später noch als „Putzfrau“ enden.

Da sich die Jungmutter nicht mit der Aussage der Lehrerin und diesem Umstand zufrieden geben wollte, setzte sie sich sofort ins Auto und fuhr schnurstracks in die Schule, um sogleich beim Direktor vorzusprechen.

Dieser befürwortete die Aufregung der Mutter und stellte klar, dass die Musiklehrerin einen Fehler begangen habe, indem der Test nicht nachträglich dem Mädchen ausgehändigt und so der Mutter zur Information gebracht wurde.

Welche Wohltat für die Mutter – der Direktor der ihr Recht gab, die erzürnte Lehrerin, die nach Aufforderung des Schulleiters eine Neuausstellung des Zeugnisses mit der Note: 3 in Musik zustimmen musste und natürlich ein zufriedenes, wieder lächelndes Kind – denn die Mutter hatte sich für sie eingesetzt, gekämpft  und ihr „Recht“ durchgesetzt.

Mit einigen kurzen, lauten, sich selbst suggerierenden Wörtern „Der hab ich´s aber gezeigt“ und einer siegenden Handbewegung  fühlte sich die Mutter jetzt vermeintlich besser.

Doch was fühlte sich besser?

Wohl hauptsächlich ihr Ego, da sie diesen Kampf gewonnen hatte und die heile Welt für ihr Kind und für sich wieder herstellen konnte.

Seit dem Bekanntwerden der Zeugnisnote in Musik „verurteilte“ die Mutter sofort in erster Linie die Lehrerin und darüber hinaus die Schule allgemein, denn wie kann eine privat geführte Bildungseinrichtung nur solche Lehrkräfte führen.

Unbewusst „verurteilte“ sich die Mutter nur selbst. In welchen Bereichen kann sie ihre eigenen Entscheidungen nicht akzeptieren? In welchen Situationen kämpft die Mutter selbst mit sich?

Darüber hinaus wollte sie ihr „inneres gekränktes Kind“ beruhigen, nachdem die Lehrerin abfällige Bemerkungen über die Zukunft ihrer Tochter bzgl. „Putzfrau“ machte. Da die Mutter selbst in jüngsten Jahren als „Putzfrau“ jobbte,  tat ihr diese Aussage innerlich sehr weh.

Um sich über das eigene Verhalten bewusst zu sein,  wär es auch hilfreich zu erkennen, welches Ego-Verhalten die Lehrerin durchsetzen wollte.

Also sei frei von jeglichen Verurteilungen.

Solltest Du es doch tun, frage dich selbst ehrlich, auf welches „eigene Thema“ dich dieser Impuls des Lebens aufmerksam machen möchte.

Übrigens eine uralte Indianerweisheit soll lauten:

„Großer Geist, bewahre mich davor, über einen Menschen zu urteilen, ehe ich nicht eine Meile in seinen Mokassins gegangen bin.“

 

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